Zwischen Malerei und Tanz
Premiere Die hallesche Compania Bella soso sorgte mit der dreiteiligen Aufführung
ihres Tanztheaterstücks "fishing" auf der Kulturinsel für Begeisterung im Publikum.
von Manuela Schreiber
Halle/ MZ - Weißer Dunst quillt hervor. Zischend. Brodelnd. Rhythmisch pulsierend flammt ein Lichtkegel auf
und macht weiß gewandete Wesen sichtbar. Die steigen aus dem Nebel empor. Werden ausgespien. Eins
nach dem anderen, reihen sich auf wie ein akkurat gewebtes Muster. Die Wesen bewegen sich. Hin und her.
Gleich Gräsern im Wind oder Wellen, die gegen einen Strand laufen. Unaufhörlich im Gleichmaß von Werden
und vergehen. Leben und Tod.
Ziellose Theatersprache
Das pulsierende Licht zwischen Weiß und Rot richtet den Blick auf eine Landschaft. Auf zwölf schmalen
Stelen wölbt sich ein rot entflammter Himmel über hellen Dünen. Scharf abgehoben peitschen schwarze
Gräser dagegen. Die genaue Interaktion zwischen getanzten und gemalten Bewegungen verblüfft, entwickelt einen Sog, der den Betrachter hineinzieht in eine zeitlose Theatersprache frei von
Interpretationszwängen.
So beginnt eine der faszinierenden Szenen des neuesten Tanztheaterabends " fishing " der Compania
Bella soso auf der großen Bühne des Neuen Theaters. Und genauso war auch die Intension von Yvonne
Lützkendorf, Leiterin und Choreografin dieser Balleschen Tanzkompanie. Sie arbeitet schon seit mehr als
einem Jahrzehnt mit Amateurtänzern und bringt Jahr für Jahr ein neues, immer wieder auf andere Art
spektakuläres Tanztheater auf die Bühne.Auf solche Art, dass von Amateuren oder gar Laien kaum noch
die Rede sein kann.
Dieses Mal hatte sie den bekannten bildenden Künstler L-F-Kruger mit ins Boot genommen. Er zeichnete
für das eindrucksvolle, sich immer wieder neu formierende, bewegliche Bühnenbild verantwortlich, ebenso
wie für die wandernde punktgenaue Beleuchtung. Damit verlieh er den choreografischen Bildern, die zwischen Jazz Dance und Modern Ballett angesiedelt waren, die Tiefenschärfe archaischer Gemälde.
Exakt komponierte Bilder
Genau dort hinein spielt auch die faszinierende Musikauswahl, die Max Richter, Gidon Kremer und Masodik Galamb umfasst. Sie gab Rhythmus und Puls vor, stand aber niemals für sich selbst, sondern
balancierte die exakt komponierten Bilder und Bewegungen wie auf einem Tablett aus. In allen drei Teilen des Abends, die die Titel "Brandung", "Meerjungfrauen" und "Inseln" trugen, beeindruckte die
Vitalität und der kompromisslose tänzerische Wille der zwölf Tänzerinnen und eines Tänzers. Wobei "Inseln"mit seiner Verzweiflung und Kraft, seinen Kommen, Gehen und Bleiben wohl zum Höhepunkt diese
besonderen Tanzprojektes avancierte.Großer und verdienter Beifall von einem vorwiegend jungen Publikum im voll besetzten Saal war der Lohn für die Mühe der Tänzer. Bravo!
Und so kann man der Tanzgruppe um Yvonne Lützkendorf nur eines wünschen: Weiter soso.
MITTELDEUTSCHE ZEITUNG vom 14.Juli 2012 von Manuela Schreiber
Im Schmelztiegel der Kunst
Malerei und Tanz - kann beides verschmelzen ? " Ja" , haben sich Jugendliche des Tanz Theaters Bella SoSo
gesagt und die Sache in den Angriff genommen. Mit Erfolg, wie die Premiere in der Studiobühne am Universitätsring / Ecke Kaulenberg zeigte. Ihre Inspiration holten sich die Tänzerinnen von meistern
der Pop - Kultur wie Andy Warhol, Marcel Duchamp und Keith Harring. In der Choreographie von Yvonne Lützkendorf und zu einem aufwändigen Bühnenbild von frank Krüger konnten sich die etwa 100
Zuschauer in eine Welt entführen lassen, die besonders für eines viel Raum bietet: Phantasie. Der Beifall zur Premiere gab dem Projekt recht: Malerei und Tanz können verschmelzen. Und wer's selbst
erleben möchte, der hat dazu bald Gelegenheit: Die nächste Vorstellung in der Studiobühne findet am 19. November statt.
MITTELDEUTSCHE ZEITUNG VOM 17.Oktober 2011